Zukunft, oder: Was wird aus den kleinen Feuerwehren?

Es ist schon viel darüber geschrieben und nachgedacht worden… Es gibt gute Ideen und Konzepte zur Zukunft einer kleinen Freiw. Feuerwehr. Aber wird das auch gelebt und umgesetzt? Ich befürchte, vieles von dem steht nur auf dem Papier und das ist bekanntlich ja geduldig.

So richtig wollen es viele doch gar nicht wahrhaben.. Warum nicht so weitermachen, wie bisher? Und „modern“ ist ja das Schieben der Schuld auf Andere. „Was kann ich denn dafür, das immer weniger Leute zur Übung kommen?“ „Wir bekommen immer weniger Geld für Ausrüstung und Material.“ Vielen Verantwortlichen fehlt es an Selbstreflexion und Weitblick um zu erkennen, wie es um die eigene Feuerwehr bestellt ist. Und vielen fehlt die Differenzierung zw. Verein und Feuerwehr. Also die Institution der Gemeinde, die für den Schutz der Allgemeinheit gemäß der gesetzlichen Vorgabe zuständig ist.

Bei nüchterner Betrachtung von Ausbildungsstand, Ausrüstung und Einsatzbereitschaft (besonders tagsüber) müsste man so manche Ortswehr sofort schließen! Schaut man sich so einige Einsatzlagen an, lässt sich mit der Ortsfeuerwehr, gegliedert in Mannschaft und Gerät nur sehr begrenzt wirksame Hilfe durchführen! Mal besteht die Besatzung aus 1/1, mal ist zwar eine Staffel (1/5) ausgerückt, aber keiner ist Atemschutzgeräteträger, mal fehlt schlichtweg das erforderliche Gerät und ganz schlimm: Es fehlt an nötigem Können, weil man zwar aktiv zur Feuerwehr gehört, aber schon mehrere Jahre nur zur Abschlußübung dabei war und da zum Dachwaschen beim Ortslandwirt das Strahlrohr gehalten hat. Da hilft auch nicht der ärmliche Versuch der Politik durch Einführung des „Feuerwehrführerscheins“ das Ehrenamt im ländlichen Bereich stärken zu wollen. Viele Gemeinden und Feuerwehren haben bereits vorgesorgt und haben derzeit genug Maschinisten für die Einsatzfahrzeuge. Und wenn Fahrer für die Einsatzfahrzeuge fehlen, dann fehlen meist generell die Einsatzkräfte. Siehe oben.
Auf jedenfall erwartet man Unterstützung der nächsten Stützpunktwehr.

Was fehlt, ist eine wirksame Umstrukturierung.
Es nützt nichts, Löschfahrzeuge mit Wassertank zu beschaffen, Hochdrucklöscheinrichtungen oder ähnliche technische Leckerli,  um Personalmangel zu kompensieren. Eine Aufrechterhaltung der bisherigen Standorte ist künftig vermutlich gar nicht zu finanzieren. Eine Zusammenlegung von Ortsteilen könnte eine Lösung sein. Aber was passiert dann? „Wenn „die“ das machen, trete ich aus“ hört man oft. Und dann werden aus 5 wirklich aktiven Feuerwehrleuten im Ort nur noch 2. Und die bilden dann mit den anderen 2 aus dem Nachbarort eine effektive Mannschaft? So richtig will ich nicht glauben, das das nachhaltig auf Dauer funktioniert…..

Eine weitere Möglichkeit ist die Werbung um neue Mitglieder… Aber so richtig will das ja auch nicht gelingen. Entweder arbeiten die potentiellen Kandidaten nicht im Ort um tagsüber die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, oder sie sind durch Sportverein, Familie und auswärtigem Job so ausgelastet, das sie sich ehrenamtlichen Engagement erst gar nicht „aufhalsen“. Gerade einmal aus fördernde Mitglieder im „Verein mit dem Ziel zur Förderung des Brandschutzes“ treten sie bei. Für die jährliche Jahreshauptversammlung und dem anschließenden Essen mit ausreichend Getränken ist ja gerade noch Zeit. So ein Verein ist ganz sicher wichtig! Denn Feuerwehr besteht ja nicht nur aus Ausbildung, Übung und Einsätzen. Der „kameradschaftliche“ Faktor ist nötig. Dennoch sollte sich der Verein nicht dazu mißbrauchen zu lassen, fehlende Geräte und Schutzausrüstung zu kaufen; das ist Aufgabe der Gemeinde!

Ein denkbarer und auch zukunftsfähiger Weg kam mir da in den Sinn: Den „Umbau“ der Ortsteilwehren in „S.E.T.s“ – Schnell-Eingreif-Trupps.

Aufgabe:
Menschenrettung aus unmittelbarer Gefahr, Absichern und Kennzeichnen der Einsatzstelle (nachrückende Einheiten), Ausleuchten, Hilfe auch bei medizinischen Notfällen im Ort (FirstResponder), Unterstützung des Rettungsdienstes (Türöffnung, Tragehilfe), erste Lagemeldung an die Leitstelle und Einweisen von nachrückenden Kräften (Ortskenntnis)
Personal:
Diese Trupps haben die Personalstärke eines s.g. selbständigen Trupps, bestehen also aus Truppführer, Truppmann und Maschinist.  Bei der nötigen Redundanz brauchen die Ortsteile dann immer noch 3 mal 3 Besatzungen, als 9 einsatzfähige Leute. Es  muß sichergestellt sein, das immer ein Trupp (1/2) einsatzbereit ausrücken kann. Diese Zahl dürfte unter realistischer Betrachtung der verfügbaren Personalstärke gerade so erreichbar sein.

Ausrüstung:
Für die Besatzung und Ausrüstung reicht ein PKW-Kombi, z.B. in der Größe eines VW-Caddy oder ähnlich. Folgende Ausrüstung stelle ich mir vor: Multifunktionsleiter (1 od.2 Stk.), Feuerlöscher (Pulver u. Wasser/Schaum), Verkehrsleitkegel (evtl. faltbar) Notfallrucksack (DIN 13155-FirstResponder), Spineboard, Tragestuhl, Rettungstuch, 2 Atemschutzgeräte, Werkzeug zur Türöffnung, 1 B-Schlauch, 1 Standrohr u. Hydrantenschlüssel (Überflur- u. Unterflur), Stativscheinwerfer akkubetrieben.

Ausbildung:
Übungen und Ausbildung wird bei der Stützpunktfeuerwehr absolviert. Inhalt wie bisher nur erweitert um die Aus-und Fortbildung Sanitäter Feuerwehr oder höher (möglichst RettSan) und Führungsausbildung Truppführer mit Erweiterung zur Lageerkundung. Natürlich können die Einsatzkräfte weitere Spezialausbildungen absolvieren und auch Einsatzerfahrung in der Stützpunktwehr sammeln. (ABC-Zug, Taucher, etc.) Vorteil der zentralen Ausbildung sehe ich in der Qualität und Einheitlichkeit. Übungen in Gruppen- und Zugstärke erhalten Fachwissen und erfüllen die Forderungen der FwDVen. Durch die Ausweitung des Einsatzspektrums dürfte die Fortbildung wesentlich interessanter werden, was die Attraktivität steigert.

Durchführung:
Bei einem Notfall oder Schadensereignis wird immer der zuständige S.E.T. und die Stützpunktwehr in erforderlicher Stärke alarmiert. Der S.E.T. leitet erste Maßnahmen ein und arbeitet dann mit den nachrückenden Kräften (FW und/oder Rettungsdienst) gemeinsam.
„Überzählige“ Kräfte aus den S.E.T.s unterstützen ebenfalls (evtl. 2. Alarmierung bei Bedarf)
Die Effektivität der Hilfe dürfte durch die Schnelligkeit des Trupps steigen und auch die nachgefordeten Einheiten können sofort mit der Hilfe beginnen. Dabei hilft auch die Ortskenntnis und die Voraberkundung des S.E.T.s.

Durch diese Umstrukturierung dürften sich auch Kosten einsparen lassen, ohne, das die Bürger auf qualifizierte Hilfe verzichten müssen. Je nach Ortsgröße könnte sogar auf einen zentralen Standort des Einsatzfahrzeuges verzichtet werden; der „diensthabende Maschinist“ fährt von zu Hause aus und nimmt noch die Besatzung auf dem Weg zur Einsatzstelle mit. Bedingt durch den Wegfall von Gerätehaus und Löschfahrzeug könnte in verbesserte PSA und Ausbildung investiert werden.

Diese Überlegungen sind sicher nicht vollkommen lassen sich sicher nicht überall umsetzten. Dennoch sollte man überlegen, nicht in dieser Richtung zu Verfahren. Gerne dürft Ihr hier kommentieren..
Ich bin gespannt auf Eure Ideen und Vorschläge.

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