Des Kaisers neue Kleider

So das Märchen von Christian Andersen. Bei kaum einem anderen Thema schlagen bei der Feuerwehr die Wogen so hoch, wie bei der Einsatz- und Schutzkleidung.

Feuerwehrschutzkleidung und andere PSA ist, wie fast alles in der Feuerwehr, genormt. Die DIN EN 469 und die Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzkleidung (abgekürzt HuPF) beschreibt, wie diese Bekleidung beschaffen ist und einiges mehr. Damit könnte man meinen, ist doch alles ganz einfach… Aber trotz Normung „verfeinern“ die Hersteller ihre Konfektionen mit allerlei Zusatzausstattung und außerdem gibt es inzwischen unterschiedliche Leistungsstufen bei der Norm. Die HuPF gibt es nur in D und legt zusätzlich zur Norm noch Anforderungen an Größen und Ausführungen fest. Man hat weniger Spielraum. Aber gerade wegen der Überarbeitung und Verbesserungen im Laufe der Jahre fängt das Problem an.

Eine kleine Diskussion auf twitter und dieser Artikel  waren die Idee für diesen Beitrag von mir. Es hat zwar nicht mit „Strom“ zu tun, aber hier soll es ja auch um Sicherheit im Allgemeinen gehen.

Es geht um die Beschaffung und Verteilung der Schutz- und Einsatzkleidung in unseren Feuerwehren. Und damit neben der Sicherheit auch um Zufriedenheit und Komfort.

Fangen wir bei der Auswahl an.. Während einige Beschaffer und/oder Führungskräfte sich die Mühe machen, neben umfassender Beratung durch den Hersteller auch noch Tragetests zu machen, kaufen andere nach Katalog vom Hauslieferanten für Feuerwehrausrüstung. Natürlich spielt da der Preis die entscheidende Rolle, denn Geld ist knapp und man möchte ja möglichst viele Leute einkleiden. Solchen Entscheidern ist gar nicht bewusst, dass es Qualitätsunterschiede gibt. Oftmals sind die Sachen ja optisch gleich. Eben dunkelblau und mit Reflexstreifen benäht. Durch Einbeziehung der Nutzer in den Beschaffungsprozess, hebt man sicher die Motivation fürs Ehrenamt.

Weiter gehts mit der Verteilung der neuen, teuren Kleidung… Wieder die einen, die Gruupen- oder Zugweise ihre Mannschaft auf einen Schlag neu ausrüsten können und andere, die mangels Budget nur die neuen Feuerwehrangehörigen oder die neuen Atemschutzgeräteträger ausstatten können. Hier hat man dann verschiedene Möglichkeiten. Bekommen die „Neuen“ auch die neuen Kleider oder wird zuerst alte, in die Jahre gekommene Einsatzklamotte ersetzt und der „langgediente“ Kamerad bekommt die moderne Ausrüstung?. Ausgediente, verschlissene Überjacken und -Hosen wären für die „nicht Atemschutzgeräteträger“ noch gut als Wetterschutz zu verwenden und der aktive Feuerfresser wäre durch aktuelle PSA besser geschützt. Auch hat sich, bedingt durch Verbesserungen der Produkte im Laufe der Zeit, der Tragekomfort doch ein ganzes Stück verbessert. Auch in diesem Fall kann man motivieren oder eben frustrieren.

Sehr demotivierend wirkt auch die Ausstattung der Führungskräfte mit modernen Überjacken nur als Wetterschutz, während man aus Geldmangel die Mannschaft auf bessere Zeiten vertröstet und sich die Einsatzkleidung langsam aber sicher dem Ende zuneigt. „Die ist doch noch gut…“ „Wo ist sie denn kaputt, dass Du was neues brauchst“ hört man dann.

Ganz stolz sind Bürgermeister immer, wenn die Gemeinde ein neues Löschfahrzeug kaufen kann. Es gibt einen riesengroßen Rummel, die Presse kommt, der Pfarrer segnet das heilige Blech und die Kapelle spielt… Der schlechte Zustand so mancher Schutzkleidung fällt an so einem Tag niemandem auf… Warum auch? Es haben alle ihre schicke „Ausgehuniform“ an. Und das ist in meinen Augen die überflüssigste Beschaffung einer modernen Feuerwehr! Würde man dieses Geld in aktuelle, dem Stand der Technik entsprechende Einsatzkleidung stecken, hätten alle was davon. Und so schlecht sieht das nun doch wirklich auch nicht aus. Und dann sollte man noch auf das Rückenschild „Feuerwehr“ verzichten und von dem Geld einfach eine Jacke/Hose mehr kaufen, denn in so einem Outfit verwechselt uns schon keiner mit einem Förster oder einem Rettungsdienstler.

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