(uw) Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird immer wieder die Sau „Brandrisiko Elektroauto“ durchs Dorf, also die analoge und digitale Medienlandschaft getrieben.
Man könnte den Eindruck bekommen, brennende Elektrofahrzeuge sind ein riesen Problem in der Häufigkeit und auch für die Einsatzkräfte.
Als Beispiel dafür wird auch der Streetscooter der der Post/DHL in den Beiträgen gezeigt. In der Tat brach bei zwei Fahrzeugen dieses Typs während dem Betrieb ein Brand aus, der zum Totalschaden des Transporters führte. Diese Ereignisse waren am 3. November in Singen und am 14. November 2018 in Teuchern.
Auf Nachfrage schreibt mir die Pressestelle der DHL folgendes:
“ Wir können bestätigen, dass am 3. November 2018 in Singen und am 14. November 2018 in Teuchern jeweils ein StreetScooter in Brand geraten ist.“
Wenn man jetzt dazu weiß, dass die Post über 9000 StreetScooter im Einsatz hat und gerade mal zwei! davon abgebrannt sind, kann man sicher von keinem großen Problem sprechen.
Nun brennen auch Elektrofahrzeuge nicht einfach so ab. Leider ist die Brandursache dieser beider Brände nicht so im Fokus der Berichterstattung.
Es wurde lediglich berichtet, dass es einen Rückruf gegeben hat. Eine der Überschriften lautete: „Post zieht E-Autos aus dem Verkehr“. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, alle StreetScooter stünden nun auf den Betriebshöfen und den Werkstätten.
Zur Brandursache und zum Rückruf derFahrzeugen schreibt die DHL:
„Wir haben umgehend Ermittlungen zur Brandursache durch unsere eigenen Experten der StreetScooter GmbH und durch externe Sachverständige eingeleitet. Die Brandursache konnte ermittelt und in Tests reproduziert werden. Von diesem Fehler waren insgesamt 460 E-Fahrzeuge des Typs Work L aus dem Baujahr 2018 potenziell betroffen. Die beiden Fahrzeuge, die in Brand geraten sind, gehörten zur selben Baureihe. Die zu den beiden Bränden geführte fehlerhafte Verschweißung in der Traktionsbatterie wurde von einem Unterlieferanten durchgeführt, bevor das Bauteil an die StreetScooter Produktionsstandorte angeliefert wird.“
Weiter heißt es:
„Bei allen überprüften Fahrzeugen konnten wir den Fehler nicht feststellen, wir gehen daher von zwei Einzelfällen aus. Die überprüften Fahrzeuge sind auch alle wieder im Einsatz. Der StreetScooter ist und bleibt ein sicheres Elektrofahrzeug!“
Die DHL hat aktuell die Modelle StreetScooter, StreetScooter L und auch den StreetScooter XL, der mit Ford in Köln gebaut wird, im Einsatz.
Ich finde es sehr wichtig, sachlich mit dem Thema Elektromobilität und den damit verbundenen Gefahren und Schadenereignissen umzugehen.
Einsatzkräfte sollten sich möglichst umfassend über die Gegebenheiten informieren, bevor sie Interviews geben, damit Journalisten ein realistisches Bild abgeben können und nicht Mythen folgen.
Gut geschulte Einsatz- und Führungskräfte der Feuerwehren sind Gewähr für eine sichere und effektive Gefahrenabwehr.
Herzlichen Dank an die Pressestelle der DHL für die schnelle und freundliche Beantwortung meiner Fragen!
Ergänzung:
Außer den beiden Brandfällen, wie oben beschrieben, kam es zu weiteren Bränden im Zusammenhang mit Streetscootern der DHL.
Dezember 2019: 3 Fahrzeuge brannten am Briefzentrum Offenburg aus Link
Januar 2020: 1 Fahrzeug brannte in der Nacht im Innenhof der Post in Herne Link
März 2020: 4 Fahrzeuge brannten am frühen Morgen vor dem Postzentrum in Kirchweyhe Link
Mai 2020: 6 Fahrzeuge brannten über Nacht vor dem Postverteilzentrum in Peine Link
Bei allen 3 Ereignissen könnte ein Defekt bei der Ladeelektronik die Ursache sein, so meine Vermutung.
[Edit 13.07.2020: Es gibt einen Rückruf der Modelle Work u Work L (12100 Stk.)
bei dem es um einen Defekt der Ladeelektronik und um Kabel geht.
Link ]
März 2021: 1 Streetscooter der Post in Offenburg ausgebrannt. Link
Juni 2021_ 2 Streetscooter der Post in Staufen im Breisgau abgebrannt. Link
Januar 2022: 2 Streetscooter der Post in Eppeldorn ausgebrannt. Link
Summe der hier genannten Fahrzeuge: 21 von über 9000*, die bei Post/DHL im Einsatz sind.
* Vom Typ Work und Work L sind es inges. 12100 Fahrzeuge.