Im Interview: F-500 EA – Das effektive und hochwirksame Löschmittel

(uw) F-500 EA ist ein Löschmittel, welches dem Löschwasser zugemischt wird.
Damit sollen sich ganz besonders wirksam Brände von Li-Ionen-Batterien löschen lassen.
Vom Akku vom Laptop bis hin zur Antriebsbatterie eine Elektroautos..
„Einzig wirksamens Löschmittel“ für Li-Ionen Brände heißt es in einer Werbeaussage.
In der Feuerwehrwelt wird F-500 EA kontrovers diskutiert. Die Einen halten es für
DAS Löschmittel, andere wiederum finden es überflüssig.
Das hat mich neugierig gemacht und ich habe der F-500 Technology GmbH ein paar Fragen zum Produkt gesendet , die mir freundlicherweise von Dipl.-Ing. Adolf Fleck, BrD a.D. am 06. Aug. 2019 beantwortet wurden.
[Edit: Aufgrund von Hinweisen aus dem Markt wurde in Absprache mit Herrn Fleck das Interview am 09. Aug. 2019 aktualisiert.]
Hier nun das schriftliche Interview:

Frage:
Auf facebook schreiben Sie, dass F-500 einzig wirksames Löschmittel bei
Li-Ionen Bränden ist. Gibt es keine Mitbewerberprodukte, die auch wirksame Löschmittel dafür sind?

Antwort:
Selbstverständlich gibt es Mitbewerberprodukte. Zuerst einmal Wasser. Aber Wasser ist keine wirkliche Alternative, da man zu viel davon benötigen würde, um solch einen Brand wirklich zu löschen. Es gab schon mal eine Feuerwehr, die einen Elektro-SMART in einem mit Wasser gefüllten Container getaucht hatte, um den Brand zu löschen, aber das ist keine wirkliche Alternative.
Es wurden drüber hinaus auch schon Versuche mit einer gelbildenden Substanz gemacht, die dann auch nicht so schnell von der brennenden Batterie abfloss. Der Erfolg war nicht schlecht, aber wer will wirklich als Feuerwehr in solch einer Substanz arbeiten? Man muss dann danach die Fahrbahn oder den Platz auch wieder von der Substanz reinigen.

Frage:
In vielen Fachpublikationen wird Wasser zum Kühlen empfohlen. F-500 ist ja ein Zusatz für Wasser. Ist denn Wasser kein wirksames Löschmittel?

Antwort:
Wasser ist für Lithium-Ionen Akkumulatoren nicht wirklich geeignet. Das ist mittlerweile erkannt worden und in einigen Publikationen wie z.B. der VDE 0132 oder Forschungsberichten vom KIT nachzulesen.
Wasser ist an sich ein Löschmittel, das in die richtige Richtung führt. Die Löschleistung hängt aber nicht nur vom Löschmittel, sondern auch vom Löschverfahren ab. Wasser ist deshalb nicht so wirksam wie wenn dem Wasser F-500 zugemischt wird, weil infolge einer anderen Tröpfchenbildung und Verdampfungsverhalten des Wasser-F-500 Gemischs das Wärmebindungsvermögen zirka dreimal so groß ist als wenn man nur Wasser verwendet.
Dies gilt aber nicht nur für das Löschen von Lithium-Ionen Akkumulatoren, sondern ganz allgemein. Wenn die Feuerweher hier und da über Wassermangel klagt, fragt man sich natürlich, warum diese Feuerwehr nicht einen Zusatz verwendet, der das Wasservolumen von der Löschleistung her um das Dreifache vergrößert, zumal Wasser unser wichtigstes Lebensmittel ist. Insbesondere für Abteilungsfeuerwehren, die maximal über ein wasserführendes Löschfahrzeug mit 1000 l Wasser verfügen, hat dieser Gedanke einen gewissen Reiz.

Frage:
Li-Ionen Brände gehören doch zu Metallbränden. F-500 ist für die Brandklasse A und in Löschern mit Brandklasse F, oder?
Weiterhin soll F-500 auch für die Brandklasse B geeignet sein. Welche Zertifikate haben Sie zu den einzelnen Klassen?

Antwort:
Es gibt zwei Arten von Lithiumbatterien, Lithium-Metall Batterien, die nicht wieder aufladbar sind und Lithium-Ionen Batterien, die in der Antriebstechnik verwendet werden und wieder aufladbar sind. Lithium-Ionen Batterien haben kein elementares Lithium im inneren Aufbau. Insofern gehören Brände von Lithium-Ionen Akkumulatoren nicht zu den
Metallbränden. Die Begriffe „Akkumulator“ und „Batterie“ werden der Einfachheit halber von mir als Synonyme verwendet. Wie Sie der Homepage richtig entnommen haben, gibt es für F-500 die von Ihnen bezeichneten Zulassungen. Dabei ist zu bedenken, dass diese
Zulassungen im Rahmen von EN 3 also im Hinblick auf die Nutzung des Löschmittels in Feuerlöschern ausgesprochen werden, wobei auch die Löschklasse festgelegt wird. Über die grundsätzliche Eignung eines Löschmittels außerhalb von Feuerlöschern ist damit nichts ausgesagt. Eine Bestätigung eines Löschmittels für die Brandklasse D bedeutet, dass mit diesem auch Natrium gelöscht werden kann. Deshalb kann es für ein Löschmittel, das Wasser enthält, keine Zulassung für die Brandklasse D geben. Zahlreiche Tests und Versuche haben jedoch gezeigt, dass F-500 zum Löschen für Magnesiumbrände oder Bränden von Aluminium-Magnesium Legierungen angewendet werden kann, auch wenn es dafür keine offizielle Zulassung von einer Prüfstelle geben kann. Das ist deshalb möglich, weil die Wärmebindung beim Aufbringen auf das brennende Objekt sehr groß ist und die Temperatur des Metalls unter die Verbrennungstemperatur gesenkt werden
kann. Allerdings ist für diesen Anwendungsfall etwas Übung notwendig.

Frage:
F-500 soll die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen. Macht das herkömmliches Schaummittel nicht auch? Warum kühlt F-500 besser als Netzmittel?

Antwort:
Jedes Netzmittel setzt die Oberflächenspannung des Wassers herab. Ganz extrem
war dies bei AFFF mit PFOS der Fall, das leider mittlerweile in der Anwendung als
Löschmittel verboten ist, wenn es mehr als 10 mg/kg der Substanz PFOS
(Perfluoroktansulfonat) oder einer so genannten Vorläufersubstanz enthält.
Die Frage ist aber sehr interessant, weil sie zum Kern der Sache führt.
Zum einen liegt es an der Substanz selbst. F-500 ist ein homogenes Gemenge aus
drei verschiedenartigen Tensiden, die alle unterschiedliches
Verdampfungsverhalten zeigen.
Zum anderen liegt es an der Anwendungstechnik. Die Aussagen zur
Löschwirksamkeit bei der Anwendung von F-500 beziehen sich stets auf das
Ausbringen über ein Hohlstrahlrohr, z.B. das Venturi-Strahlrohr von AWG oder
auch andere Hohlstrahlrohre. Es kommt hier auf die Tröpfchengröße an.
Während bei normalem Wasser der mittlere Tropfendurchmesser bei einem C-
Strahlrohr (Sauter-Mean) ca. 1200 Mikrometer beträgt, liegt er bei einem
Hohlstrahlrohr bei ca. 400 um (brandschutz 1/1993). Dieser Effekt lässt sich durch
die Beimengung von F-500 noch steigern. Selbstverständlich hat eine Zumischung
von anderen die Oberflächenspannung des Wassers verringernde Substanzen zu
Wasser auch eine bessere Tröpfchenbildung als bei reinem Wasser zur Folge, reicht
aber nicht an die exzellente Wirkung von F-500 wegen dessen speziellem Tensid-
Gemischs heran.
Die Tröpfchengröße ist für das Wärmebindungsverhalten des Löschmittels von
großer Bedeutung, weil sie unmittelbar mit der Verdampfungsfähigkeit des
Löschmittels im Zusammenhang steht.
An dieser Stelle spreche ich die Empfehlung aus, dass im Sinne der Verlautbarung
des Deutschen Feuerwehrverbands möglichst auf die Anwendung von
fluortensidhaltigen Netzmitteln verzichtet wird, auch wenn kein generelles Verbot
dafür vorliegt. Das Gerichtsurteil im Falle Baden-Baden spricht dabei für sich auch
wenn es sich um ein PFOS-haltiges Löschmittel handelte.
[Ergänzung von mir: Link zum BGH-Urteil]

Frage:
Kann das F-500 Gemisch auch mit CM-Rohren aufgebracht werden?

Antwort:
Ja, aber wie oben beschrieben, ist der Effekt wegen der größeren Tröpfchengröße nicht so ausgeprägt wie bei der Anwendung eines Hohlstrahlrohrs. F-500 kann über einen herkömmlichen Zumischer beigefügt werden. Die Feuerwehrangehörigen brauchen dabei nichts Neues dazu lernen. Der Zumischer wird wie üblich in die Schlauchleitung eingebaut. Selbstverständlich muss die Größe des Zumischers auf den Volumenstrom des
Strahlrohrs abgestimmt sein.

Frage:
Wie frostbeständig ist F-500?

Antwort:
Die Anwendungstemperatur von F-500 geht wegen des Fließverhaltens bis 2 Grad Celsius.
Man hat dem F-500 keine Salze zugemischt, die die Gefriertemperatur erniedrigen, weil man den positiven Effekt für die Natur nicht zunichte machen will. Würde man Stoffe zumischen, die das Einfrieren z.B. bis – 15 Grad Celsius verhindern, würde das bedeuten, dass der Löschmittelzusatz auch wassergefährdend wäre. Bisher gab es in dieser Beziehung mit F-500 keine Probleme, da ja die Feuerwehrfahrzeuge in einem Feuerwehrhaus untergebracht sind.
Falls der Stockpunkt von F-500 erreicht sein sollte, lässt sich F-500 problemlos auftauen.

Frage:
Wie ist die Umwelteinstufung nachgewiesen?

Antwort:
Ja, Zertifikat liegt vor.

Frage:
Wie ist der Preis für 1 Liter F-500?

Antwort:
Der Preis wird mit dem Kunden vereinbart und hängt von der Abnahmemenge ab.

Herzlichen Dank an Herrn Fleck und an Herrn Türk für die Freigabe zur Veröffentlichung.

Ergänzende Hinweise zum Einsatz von Schaummitteln:

Leitfaden „Auswahl von Schaummitteln“ – HmdI (PDF-Dokument)

DFV-Fachemfpehlung „Schaummittel“ (PDF-Dokument)

Sicherheitsdatenblatt „F-500“ (PDF-Dokument)

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