101 Aha-Erlebnisse zur Feuerwehr

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(uw) 101 Aha-Erlebnisse zur Feuerwehr
Rezension von Fischers / Zinkes 101 Dinge, die man über die Feuerwehr wissen muss.

Die Autoren Klaus Fischer und Lothar Zinke, beides Feuerwehrmänner mit großer Leidenschaft, beschreiben auf 192 Seiten in 101 Kapiteln die wichtigsten Dinge, die man zum Thema Feuerwehr wissen muss. Es beginnt mit der wichtigen Frage: „Was ist die Feuerwehr“ und endet mit Feuerwehrmodellbau und Feuerwehrbriefmarken.
Das Buch ist Sachbuch, Fachbuch und Lesebuch zu gleich – für jeden Jugendlichen oder Erwachsenen, der sich für die Arbeit der Feuerwehr interessiert.

Die Autoren haben so ziemlich an alles gedacht, was es zur Feuerwehr zu sagen gibt. Ich möchte einige Dinge herausgreifen, die mir besonders aufgefallen sind:

Die 112, also die Telefonnummer für den Notruf. Hier erfährt der Leser, dass der Notruf in ganz Europa und auch in der Türkei und Russland gilt. In  den USA, wo die Notrufnummer 911 verbreitet ist, wird die 112 dahin umgeleitet. Kurz angesprochen werden die so genannten W-Fragen, die man anwenden soll, wenn man einen Notruf tätigt. Gleich im nächsten Kapitel wird erklärt, wo der Notruf ankommt und wie der Leitstellendisponent mit Hilfe des Einsatzleitrechners die Helfer zum Einsatz schickt.

–  Frauen am Strahlrohr. Frauen in der Feuerwehr? Wo doch die Arbeit dort als schwer, anstrengend und gefährlich gilt? Die Autoren berichten, dass Frauen zum Ende des zweiten Weltkrieges vielerorts den Brandschutz sicherstellten, weil die Männer im Krieg waren. In Bayern wurde erst 1967 die Aufnahme von Frauen erlaubt. In der ehemaligen DDR waren Frauen  etwas früher in der Feuerwehr engagiert, hauptsächlich für Brandwachen, Brandschutzkontrollen oder in der Jugendarbeit. Auch heute ist der Frauenanteil mit ca. 10% bis 20% viel zu niedrig. Vereinzelt gibt es allerdings Ausnahmen.

Vorbeugender Brandschutz. Gleich mehrere Kapitel widmen die Autoren dem Thema vorbeugender Brandschutz und erklären auf verständliche Weise, was es mit den Fluchtwegen auf sich hat, warum es Brandschutzordnungen gibt oder wie Feuerwehrzufahrten gekennzeichnet werden.
 
Das große Zugunglück. Der ICE Unfall im Juni 1998 in Eschede ist vielen noch in Erinnerung. Dieses Großschadensereignis beschreiben Fischer und Zinke sehr eindrucksvoll und mitfühlend. Ein weiterer, besonderer Einsatz findet in diesem Buch Erwähnung:

Die Lüneburger Heide brennt. Diese Brandkatastrophe im August 1975 war mit 15.000 Feuerwehrleuten und 3800 Fahrzeugen, 11.000 Soldaten der Bundeswehr und noch vielen weiteren Einsatzkräften anderer Hilfsorganisationen eine der größten Einsätze in der Nachkriegsgeschichte. Damals starben 5 Feuerwehrleute, weil sie von den Flammen eingeschlossen wurden, ein weiterer verstarb an einem Herzinfarkt. 

Feuer oder Brand. Solange eine Verbrennung  kontrolliert abläuft, spricht man von Feuer. Richtet Feuer aber Schaden an und ist es, zumindest anfangs, unkontrolliert, dann ist es ein Brand. Anhand des sogenannten Verbennungsdreiecks lernt der Leser, welche Voraussetzungen nötig sind, damit ein Feuer ensteht. Auf dieser Basis versteht man gut,  wie ein Brand gelöscht werden kann. 

Unter Strom. Ein Löschfahrzeug mit Elektroantrieb.  Nun,  vor 110 Jahren hatten Feuerwehrfahrzeuge bereits einen Elektromotor. Auch gab es schon Hybridantriebe, bei dem ein Benzinmotor einen Stromgenerator antrieb, um für den Elektromotor Strom zu erzeugen. Seit den zwanziger Jahren setzte sich aber der Benzin- und  Dieselmotor durch. Interessant ist, dass heute wieder Feuerwehrfahrzeuge mit Elektroantrieb entwickelt werden und demnächst in die Erprobungsphase kommen.

Die Autoren Fischer und Zinke haben noch mehr sehr interessante „Dinge“, wie zum Beispiel zum Thema Feuerwehr-Sport, Kinder- und Jugendfeuerwehren, Geräte zum Löschen und Retten, Schutzkleidung und natürlich viele Einsatzfahrzeuge in ihrem Buch.
Alle Kapitel sind mit mehreren Fotos anschaulich bebildert. Sehr gut gelungen ist die Mischung zwischen Historie und Moderne. Einige „Dinge“ hätten gerne etwas ausführlicher vorgestellt werden dürfen, was vermutlich aber den Umfang eines Taschenbuchs gesprengt hätte.
Man merkt beim Lesen die Faszination der Autoren. Sie zeichnen ein ehrliches und authentisches Bild über die Feuerwehr.
Bleibt zu hoffen, dass sich viele Leser dazu entschließen, sich in „ihrer Feuerwehr“ zu engagieren. Es wäre eine Bereicherung für sie und für uns als Gesellschaft. 

Über die Autoren
Klaus Fischer
, Jahrgang 1962, trat als 15-jähriger Jugendlicher in die Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn (bei München) ein. Dort gehört er heute als Löschmeister zur Wehrführung. Bereits als Schüler begann er Feuerwehrfahrzeuge mit der Kamera zu dokumentieren und ein Archiv über die Fahrzeugentwicklung bei deutschen und Schweizer Feuerwehren aufzubauen. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist Klaus Fischer immer wieder als Autor bei Feuerwehrfachzeitschriften tätig, in seiner Freizeit verfasste er bereits mehrere Bücher über Feuerwehrfahrzeuge. Ein dichtes Netzwerk zu Kollegen, die ebenfalls hobbymäßig Feuerwehrfahrzeuge dokumentieren, hilft ihm bei der Erstellung von Publikationen.

Lothar Zinke, Jahrgang 1952, Berufsfeuerwehrmann und Redakteur i.R. aus Berlin.
Bis vor vier Jahren arbeitete der studierte Feuerwehrmann bei der Branchenfachzeitschrift „FEUERWEHR“ (vormals „UB Unser Brandschutz) in Berlin. Seine Feuerwehrlaufbahn begann bei der Berufsfeuerwehr in Pirna als Einsatzkraft. Nach Qualifikation und Studium folgte der Einsatz im operativen und vorbeugenden Brandschutz sowie als Ausbilder bei den Berufsfeuerwehren in Görlitz, Dresden und Berlin. In den letzten 30 Jahren war er den Feuerwehren als Fachredakteur und Berichterstatter über deren interessantes und abwechlungsreiches Dienst- und Verbandsleben verbunden.

Bibliografische Daten
Klaus Fischer, Lothar Zinke: 101 Dinge, die man über die Feuerwehr wissen muss. München: GeraMond Verlag 2020. ISBN 978-3-95613-069-4, Klappenbroschur mit Fadenheftung, 192 Seiten, EUR 14,99 (D)

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