(bt) Am Montag, den 28.11.2011 veranstaltete die Vereinigung für Gefahrstoff- und Brandschutzforschung im FeuerwehrInformationsZentrum der Feuerwehr Hamburg ein Kolloquium zum Thema „Wenn der Strom ausfällt…“
Der Vorsitzende der vgbf Franz Petter begrüßte die zahlreich erschienen Gäste. Er informierte kurz über die Aktionen der vgbf des vergangenen Jahres 2011. Weiterhin wies er auf die Jahresfachtagung 2012 in Salzburg hin, die vom 13 – 15.02.2012 stattfindet.
Der Leiter der Abteilung für Katastrophen-, Brand- und Bevölkerungsschutz Dr. Peer Rechenbach referierte über das Thema „Stromversorgung“ und gab interessante Hintergrundinformationen zu Ideen und Strategien. Anschließend stand er für Diskussionen zur Verfügung.
Dr. Rechenbach gab als erstes eine Gesamtübersicht über die Netzstruktur von Deutschland und Europa. Er berichtete über die Probleme, die je nach Länge des Ausfalls in einer Großstadt auftreten. In der ersten Stunde eines kompletten Stromausfalls werden alle Gefahrenabwehrbehörden in jeglicher Hinsicht vollständig ausgelastet sein. S- und U- Bahnen bleiben in Tunnel und auf Brücken stehen und Menschen werden in Fahrstühlen eingeschlossen sein. Die Notrufleitungen von Polizei und Feuerwehr werden an die Belastungsgrenze kommen. Mit andauerndem Stromausfall werden sich die Probleme verschieben. Gerade in der häuslichen Pflege, außerhalb der Krankenhäuser, könnte es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Lebenserhaltende Geräte haben in Normalfall eine Akkuversorgung von max. 4 Stunden. Dazu muss man bedenken, dass man nur von einem „normalen“ Stromausfall ausgeht. Szenarien wie einen starken Wintereinbruch (Münsterland) oder ein Anschlag mit terroristischem Hintergrund werden hier noch nicht berücksichtigt.
Gerade für Feuerwehrangehörige ist auch der Aspekt interessant, dass es bei längerem Stromausfall durchaus zum Ausfall des Digitalfunknetzes der BOS kommen kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch Mobilfunk immer wieder ausgefallen ist, obwohl die Netzbetreiber den Betrieb gewährleistet. Das Prinzip des Digitalfunks beruht auf dem selbigen Prinzip der Funkzellen. Dieses Problem bestand beim Analogfunk nicht.
Das Abschalten der Kernkraftwerke sieht Dr. Rechenbach als kein Problem für die Energieversorgung in Deutschland. Unter anderem kann die installierte Windkraft an der Nord- und Ostseeküste die benötigte Leistung kompensieren. Das bestehende Problem ist eher die mangelnde Vernetzung. Deutschland produziert derzeit mehr Energie als benötigt wird. Allerdings steht die Energie nicht immer da zur Verfügung, wo sie benötigt wird. Ab Windstärke 6 schalten Windkraftanlagen aus sicherheitstechnischen Gründen ab. So kann es bei Sturmböen über der Nord- und Ostsee schnell zu einem Energieengpass im Großbereich Hamburg kommen.
Lösungsansätze sind momentan eine weitere Vernetzung unseres Energienetzes, aber auch eine Eigenversorgung. Das würde bedeuten, dass eine Stadt wie Hamburg sich mit ihren Kraftwerken erst einmal selber versorgen kann. Einige Großstädte, wie zum Beispiel München, haben inzwischen spezielle Strategien entwickelt. Sie versorgen im Falle eines Komplettausfalls mit ihren eigenen Kraftwerken, abwechselnd im 4-Stunden-Takt, unterschiedliche Stadtteile. Nach seinem Vortrag stand Dr. Rechenbach noch für rege Diskussionen zur Verfügung.
Meiner Meinung nach war es eine rundum gelungene und interessante Veranstaltung, die sehr zum Nachdenken anregt hat und gezeigt hat, wie wichtig das Thema Infrastrukur für uns alle ist.Auch wurde wieder auf die Vorschläge des BBKs hingewiesen: Vorsorge für den Notfall.