Eine Idee, aber eine gute Lösung? Rauchwarnmelder in Feuerwehrfahrzeugen

Ein RWM nach getaner Arbeit – Foto: Thomas Weege

(uw) 31.01.2025 – Feuerwehrleute sind kreativ und lösungsorientiert. Und wenn man wenig bis keine Möglichkeiten hat, eine professionelle Lösung zu bekommen, entstehen DIY Ideen.
Aber worum geht es überhaupt?
In der Vergangenheit gab es Brände von Feuerwehrgerätehäusern, teils mit sehr großen Sachschaden.
Die jüngsten Beispiele sind der Brand in Stadtallendorf in Hessen und in Thüringen bei der Feuerwehr Treffurt und eine Reihe mehr.

Als Brandursache bei Bränden von Feuerwehrhäusern wird meist ein techn. Defekt im Bereich der Elektrik vermutet, bzw. ermittelt. Risiken gehen von in den Fahrzeugen verbauten Ladegeräte für akkubetriebene Geräte, wie z. B. Handlampen, Funkgeräten, Wärmebildkamera, Lüftern, etc. und von den Akkus selbst aus. Zu den Ermittlungsergebnissen in Stadtallendorf und Treffurt ist derzeit noch nichts Näheres bekannt.

Die wenigsten Feuerwehrgerätehäuser, besonders bei Freiwilligen Feuerwehren haben eine Brandmeldeanlage zur Früherkennung von Bränden und Alarmierung der Einsatzkräfte. So eine Anlage ist eine recht große Investition. In früheren Zeiten gab es lediglich eine Ladeerhaltung für die Starterbatterie der Einsatzfahrzeuge. Das Brandrisiko war vergleichsweise gering. In modernen Fahrzeugen der Feuerwehr sind zahlreiche Geräte mit Akkus nicht mehr wegzudenken. Damit steigt eben aber das Risiko eines Brandes durch technischen Defekt. Ob der Einbau ab Werk oder das nachträgliche Nachrüsten von diverser Elektrik einen Einfluss auf Schadenhäufigkeit hat, vermag ich nicht zu beurteilen.

Feuer im eigenen Haus ist gerade bei der Feuerwehr besonders tragisch! Und weil man mal nicht eben schnell eine BMA mit Aufschaltung zu Leitstelle finanziert bekommt, überlegte man sich eine einfache und vergleichsweise kostengünstige Lösung:

– Rauchwarnmelder, wie sie inzwischen in jeder Wohnung vorgeschrieben sind. –

Für diese Idee wurde die Feuerwehr im Landkreis Aschaffenburg mit dem „IF Star 2022“ ausgezeichnet. Ein Preis der vom Verband der öffentlichen Versicherer und dem Deutschen Feuerwehrverband für innovative Schutzkonzepte und Neuentwicklungen bei deutschen Feuerwehren alle zwei Jahre vergeben wird. Die Feuerwehrleute entwickelten die Idee, Funkrauchwarnmelder in den Mannschaftsräumen, Fahrzeugen, Fahrzeughallen und an strategischen Punkten zu montieren die bei Alarm per Funk und Internet bestimmte Melder auslösen.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe Feuerwehren, die diese Idee ebenfalls aufgreifen, um
einen Brand im Gerätehaus frühzeitig zu erkennen. Einige Firmen bieten bereits Komplettlösungen dafür an.

Eine tolle Sache, oder? Aber ist die Idee wirklich so gut wie sie klingt?

Ich habe mir dazu die Datenblätter, Montage- und Bedienungsanleitungen der Funkrauchwarnmelder, die Feuerwehren in ihre Fahrzeuge und Garagen eingebauten haben, näher angesehen. Mir fiel dabei auf, dass es sich offenbar ausschließlich um solche Geräte handelt, wie sie für den Einbau in Wohngebäuden vorgesehen sind.
Aber sind diese Melder überhaupt für den mobilen Einsatz und den Umweltbedingungen im Fahrzeug und in der Garage geeignet?
Angegeben ist beispielsweise die Norm EN14604. Diese Produktnorm legt die „Anforderungen, Prüfverfahren sowie Leistungskriterien für Rauchwarnmelder fest. Sie sind für die Anwendung in Haushalten oder vergleichbaren Anwendungen im Wohnbereich vorgesehen“, wie es in einer Information der Initiative „Rauchmelder retten Leben“ heißt.

Rauchwarnmelder, foto-optisch mit geöffneter Rauchkammer

Weitere Punkte, die gegen den Einsatz der „Heimrauchmelder“ sprechen, ist die Schutzart, also der Schutz gegen Eindringen von Fremdkörpern/Berührungsschutz und Wasser.
In der Regel steht hier „IP 20“ – Geschützt gegen Fremdkörper Durchmesser  ≥ 12,5 mm und kein Schutz gegen Wasser!
Dann wären da noch der maximal zulässiger Temperaturbereich erwähnt, der in einem Fahrzeug wesentlich mehr schwankt und größer sein kann, als in einem Schlafzimmer. Die max. Luftfeuchte wird ebenfalls eine Rolle spielen. Hier können die elektronischen Bauteile auf der Platine der handelsüblichen RWM im Lauf der Zeit möglicherwiese doch korrodieren.

Was bei Rauchwarnmeldern für Wohnungen keine Rolle spielt, ist die Erschütterung/Vibration, wie sie im Fahrbetrieb auftreten können.

Platine eines Rauchwarnmelders

Damit nun die Melder in den Fahrzeugen bei Raucherkennung auch den Alarm an die nötigen Empfänger weiterleiten können, ist entweder eine Art Zentrale notwendig oder der Melder ist selbst in der Lage eine Meldung, beispielsweise per Push-Nachricht an ein Smartphone zu versenden. Melder für Wohnungen verlassen den Funkbereich in dem sie verbunden sind, nicht. Bei Fahrzeugen muss sichergestellt sein, dass sich die Melder bei Rückkehr in die Unterkunft wieder fehlerfrei verbinden. Technisch sicher kein Problem. Ein W-LAN-Netz scheint hier eine der Lösungen zu sein. Wie die Funkverbindung zum Betrieb und bei Alarm aussehen mag, sollte man auf jeden Fall eine netzunabhängige Lösung realisieren, sonst wird der Alarm bei Stromausfall nicht weitergemeldet.
Einen Haken hat die Montage von Funkmeldern im Fahrzeug noch zusätzlich: Es sollte geprüft werden, ob Funkwellen die Fahrzeugelektronik stören können. Stichwort EMV-Verträglichkeit. Hier müsste man sich mit dem Fahrzeughersteller beraten.
Den Einsatz von Rauchwarnmeldern im Feuerwehrfahrzeug wird von den Herstellern, die ich dazu befragt hatte, angelehnt. Wer trotzdem Funkrauchwarnmelder in Einsatzfahrzeuge montiert, übernimmt hierfür die Verantwortung, weil es sich um einen nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch handelt.

Aber was ist denn jetzt eine gute Lösung, um den Fahrzeugfuhrpark und das Gebäude zu schützen?
Wie eingangs erwähnt, fehlt oft das nötige Geld für eine „richtige“ Brandmeldeanlage.
Müssen denn überhaupt Rauchwarnmelder IN den Fahrzeugen eingebaut werden?
Es würde meiner Meinung nach reichen, wenn man  bei den Fahrzeugen in der Halle die Fenster der Mannschaftsräume und die Rollladen der entsprechenden Geräteräume in denen akkubetriebene Geräte geladen werden, offen lässt, damit Brandrauch im Falle eines Falles von Rauchwarnmeldern detektiert wird, die in der Fahrzeughalle montiert sind.
Aber auch der Einsatz von Funkrauchwarnmelder in den Fahrzeughallen hat Einschränkungen. Man muss bedenken, dass Temperatur, Staubentwicklung und Rußablagerungen zu Fehlfunktionen und Fehlalarmen führen können. Es werden Typen Rauchwarnmelder, die für die Montage in Garagen geeignet sind angeboten, aber ich rate dazu einen genauen Blick in die entsprechenden Dokumente, bzw. man fragt den Hersteller/Lieferant bezüglich der Anwendung. Wie bereits zuvor geschrieben, sollte man zur Alarmweiterleitung eine netzunabhängige Einrichtung auswählen, damit auch bei Stromausfall das Ganze zuverlässig funktioniert.
Da der Bedarf an bezahlbaren und einfachen Lösungen sehr groß sein dürfte, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Industrie zu diesem Thema besonders geeignete Geräte mit entsprechender Zertifizierung für die Montage in Fahrzeughallen auf dem Markt bringen könnte.

Bei Neubauten würde ich allerdings eine umfassende Gebäudesicherung einplanen, die neben dem Brand- auch noch den Einbruchschutz beinhaltet. Bei den Baukosten und Werten des Fuhrparks eine lohnende Investition.

(Werbe-)Hinweis: Zu diesem Thema gibt es im November 2025 im Essener Haus der Technik eine Fachtagung. Hier der Link zur Veranstaltung.

Abschließend sei noch erwähnt, dass ich absolut nichts gegen gute Ideen oder kreative Lösungen habe! Im Gegenteil!
Nur wenn, dann bin ich der Meinung, sollte man die Lösung umfassend prüfen und möglichst alle Aspekte, die zu Problemen führen können, berücksichtigen.

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