Update zur den pvsafety QuickNews vom 9.11.2013 „Feuerwehrmann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten“

Symbolfoto (c) Photo Burkhardt

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(uw) Glücklicherweise sind bei uns in Deutschland Unfälle durch elektrischen Strom bei Feuerwehreinsätzen selten.
Durch die große und schnelle Verbreitung von Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren wird der Gefahr der Elektrizität für Einsatzkräfte eine größere Aufmerksamkeit zu Teil.
Bisher wurde aber noch kein Fall bekannt, bei dem eine Einsatzkraft durch den, bei PV-Anlagen vorhandenen Gleichstrom des PV-Generators, zu Schaden kam.
Auch bei dem Brandeinsatz im Januar 2009 in Rösrath war es keine PV-Anlage, von der ein Feuerwehrmann einen Stromschlag bei Löscharbeiten erlitten hatte, wie die Feuerwehr zunächst vermutete. Das Gebäude hatte keine PV-Anlage auf dem Dach.

Bei dem Brand eines Schweinestalls in Gudensberg-Dorla am 9.11. 2013 wurde jetzt ein Feuerwehrmann bei Nachlöscharbeiten durch einen Stromschlag verletzt. Glücklicherweise konnte er noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Bei diesem Unfall ist es aber sehr wahrscheinlich, dass der Feuerwehrmann durch die Gleichstromleitungen einer auf dem Dach montierten Photovoltaikanlage einen Stromschlag erlitten hat.

Ich bat den Stadtbrandinspektor der Stadt Gudensberg, Verdy Ryffel, um seine Schilderung des Einsatzes, den er leitete.

Er beschreibt das Brandobjekt mit der Photovoltaikanlage wie folgt:

„Das Objekt besteht aus mehreren Gebäuden mit Satteldächern, bzw. geneigten Dächern.
Die südlichen Dachflächen sind mit PV-Modulen belegt. Auch der betroffene Bereich.
Die PV-Anlagen der einzelnen Dachflächen sind vom Gebäude rechts, über den Brandbereich, bis zum linken Gebäude im Dachraum durchgehend (geschätzte 50 m) verkabelt/geschleift.
Die drei Wechselrichter befinden sich an der Außenwand des linken Gebäudes, außen. Dort sind alle Zellen angeschlossen.
Die Verkabelung im Unfallbereich war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen, bzw. zu vermuten. Im Schadensbereich waren keine PV-Module verbaut. Also die abgewandte Seite, mit PV-Modulen, war nicht im Brandbereich. Eine Elektrofachkraft war vor Ort, die normale Elektroanlage war deaktiviert.“ Zitat Ende.

Laut dem Bericht von nh24.de brach das Feuer etwa gegen 5 Uhr aus. Zu diesem Zeitpunkt war es noch dunkel und die PV-Module erzeugten daher noch keinen Strom.

Die Löscharbeiten und die folgenden Nachlöscharbeiten zogen sich bis zum Hell werden hin. Bei einer weiteren Kontrolle des Daches wurden aber Glutnester in bereits abgelöschten Stellen im First entdeckt.
Hier kam es im weiteren Verlauf zu dem Unfall von Feuerwehrmann G., den Herr Ryffel so schildert:

„In Vorbereitung [der Nachlöscharbeiten] hat G. mit Schaufel das vorhandene Brandgut und Material auf der Decke, in dem Bereich wo der später arbeiten wollte, für einen sicheren Stand geräumt.
Dann hat er zur Einstellung des Hohlstrahlrohres Wasser in einen unkritischen Bereich abgegeben. Das Hohlstrahlrohr war auf Sprühstrahl eingestellt.
Der betr. Dachbereich bestand aus Sparren und Zangen (im Pfettenbereich). Bei den geschätzten, ersten 30 – 40 Sek. Wasserabgabe zeigte sich lediglich Funkenflug vom Holz. Plötzlich entstand sehr viel mehr Funkenflug mit plötzlichen Geräuschen. In diesem Moment verspürte G. krampfartige Schmerzen in den Armen und der linken Schulter.
G. schloss sofort das Hohlstrahlrohr. Er kippte dabei gegen einen Bretterverband. Kameraden brachten ihn abstützend aus dem Gefahrenbereich auf die Hoffläche zum ELW. RTW und Notarzt wurden sofort alarmiert.
Die Kameraden, die mit G. auf dem Spitzboden waren, berichteten später von einem
Lichtbogen vom Sparrenbereich in Richtung Strahlrohr. (Aufgezeichnet nach Gespräch und Ortsbesichtigung mit G. am 13.11..)“ Zitat Ende.

Da die Elektroanlage durch eine Elektrofachkraft vorsorglich deaktiviert war, ist es sehr gut möglich, dass beschädigte Gleichspannungsleitungen , die im Dachbereich verlegt sein konnten, für den Unfall verantwortlich waren, zumal es bereits hell geworden war.

Ich danke Herrn Ryffel für seine detaillierte Schilderung des Einsatzes!

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