(uw) „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ sagt man. Nur, ein Bild ohne Worte kann einem ganz schön auf den falschen Weg bringen, bzw. dazu verleiten, falsche Schlüsse zu ziehen.
So erging es auch mir, als ich das nebenstehende Einsatzfoto sah. MOPO24.de stellte die Frage, ob das Haus wegen der Solaranlage brennt, NonstopNews berichtet von Problemen bei den Löscharbeiten wegen der Photovoltaikanlage. Beim ersten hinschauen waren die Module für mich auch eine PV-Anlage. Die Größe der belegten Dachfläche war für eine Solarthermieanlage bei einem Einfamilienhaus recht ungewöhnlich.
Die nächste Frage, die sich mir stellte, war: Was macht die Feuerwehr da, wie geht sie vor? Warum sehe ich einen Schnellangriffsschlauch? Nun, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es aufgrund von ein paar Fotos nicht möglich ist, die Lage und die offenbar getroffenen Maßnahmen qualifiziert zu beurteilen. Leider gibt es aber Feuerwehrleute, darunter auch Führungskräfte, die sich in solchen Fällen zu abfälligen Bemerkungen hinreißen lassen.
Die Feuerwehr Marienberg war so freundlich und hat mir einen Bericht zum betreffenden Einsatz zukommen lassen und auch auf ihrer Website ist ein Einsatzbericht online.
Während der Erkundung stellte man fest, dass keine PV-Anlage, sondern eine Solarthermieanlage (zur Warmwassererwärmung) vorhanden war. Vermutlich waren die ersten Einsatzkräfte von einer PV-Anlage ausgegangen, was aber zu dem sehr frühen Zeitpunkt des Einsatzes keine Rolle spielte. Um das Feuer, welches sich bereits durch Dach gefressen hatte, zu bekämpfen, musste erst eine stabile Wasserversorgung aufgebaut werden. Erst dann konnte man einen Innenangriff vornehmen. Kurzeitig wurde versucht, mit dem Schnellangriff die Flammen etwas einzudämmen. Da aber die Gefahr des Herabstürzens von Anlagenteilen zu befürchten war, konnte der Gefahrenbereich nicht mehr betreten werden und wurde abgesperrt. Mithilfe der Drehleiter wurden später Anagenteile entfernt, um den Brand von Außen effektiv zu bekämpfen. Der gleichzeitige Innenangriff stellte letztendlich den Einsatzerfolg sicher, so der Bericht der Feuerwehr Marienberg. Durch die Brandeinwirkung und das Löschwasser wurde das Haus allerdings massiv geschädgt. Glücklicherweise waren die Bewohner nicht Zuhause, aber dennoch ist der Verlust des Hausen für die Familie eine Katastrophe. Aufgrund der hohen sommerlichen Temperaturen jenseits von 30°C mussten zwei Feuerwehrleute mit Erschöpfungszuständen behandelt werden.
Was genau zur Ausbruch des Brandes geführt hat, wird derzeit noch ermittelt.
Fazit:
- Dieser Einsatz und die Berichterstattung in der Presse zeigt aber, wie leicht man falsch urteilt und wie vorschnell die falschen Schlüsse gezogen werden.
- Er zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass sich Einsatz- und Führungskräfte stets fortbilden müssen. Es war für die örtliche Feuerwehr der erste Einsatz in Verbindung mit Anlagen Erneuerbaren Energien, aus meiner Sicht wurde nichts wesentliches falsch gemacht. Der Einsatzleiter sagte im Interview, er wäre zunächst von einer PV-Anlage ausgegangen, aber gemäß den technischen und taktischen Möglichkeiten, war das Gebäude sehr wahrscheinlich nicht zu retten gewesen. Auch wenn keine Solarthermieanlage auf dem Dach gewesen wäre. Das zeigen ähnliche Brände, bei denen sich das Feuer ein gewisse Zeit im Dachstuhl ausbreiten konnte. Also kann man den Einsatzkräften keinen Vorwurf machen.
- Der Einsatz sollte als Beispiel stehen, dass die Lagefeststellung, die Planung und die Befehlsgebung (auch Führungsvorgang genannt) ein Prozess ist, der während des Einsatzes immer durchlaufen werden muss und dass sich erste Erkungsdungsergebnisse (in dem Fall das Vorhandensein einer PV-Anlage) ändern können. Schnell ergeben sich andere Gefahren, die anders bekämpft werden müssen.
Einsatzdaten:
Alarmzeit: 6. Aug. 2015, ca. 1642 Uhr
Feuerwehren: Sorgau, Ansprung, Zöblitz u. Marienberg
Einsatzkräfte: ca. 70
Ende der Löschmaßnahmen: 19:45 Uhr
Danach noch Brandwache FFW Sorgau
Herzlichen Dank an Tilo Neuman für die Zusendung der Fotos und die Beantwortung meiner Fragen.
Passende Literatur zum Einsatz bei Erneuerbaren Energien:
Feuerwehr-Magazin Sonderheft Erneuerbare Energien
ecomed Verlag SER Einsatz bei Photovoltaik-, Windenergie-, und Biogasanlagen
Schulungsangebot über fire-circle