(uw) Diesmal kamen über 24.000 Besucher zur internationalen Leitmesse für Rettung und Mobilität.
Es ist schon bemerkenswert: Seit 2001, solange gibt es die Fachmesse schon, steigende Besucherzahlen. Nur in 2009 und 2010 gab es einen leichten Rückgang, der aber längst wieder aufgeholt wurde. Zur Erinnerung: Im Jahr 2001 wurden 3500 Besucher gezählt.
Auch die Zahl der Aussteller wuchs stetig an und in diesem Jahr war das Gelände sehr gut belegt. Jeder Winkel wurde optimal genutzt.
Nun aber zur Messe: Erwartungsgemäß war schon am ersten Messetag viel los und deswegen widmete ich mir neben der üblichen Entdeckungsreise nach Neuheiten und besonderen Gerätschaften einem Thema: Wie angekündigt, Feuerwehr-Einsatzkleidung, besonders Überjacke/-Hose.
Erste Station meiner Interviews war die Fa. S-Gard. Verkaufsleiter Dirk Bachschneider war mein Gesprächspartner.
Das Komfortmodell nach EN469 von S-Gard heißt „Titan“. Neben vielen nützlichen Details hat diese Bekleidung Titan-Oberstoff, einem Nomex-Kevlar Gewebe, das eine hohe Güte aufweist. Trotz knapper Kassen zählt bei den Kunden die hohe Qualität und deswegen wird auch hochwertige, teure Schutzkleidung angeschafft. Weiter wollte ich wissen, ob viele Reflexstreifen an einer Einsatzkleidung, die vorrangig für die Brandbekämpfung gemacht ist, sinnvoll sind.
Bei S-Gard sieht man den Umstand, dass darunter die Atmungsaktivität leidet, die gerade bei Überbekleidung wichtig ist. Nach Einschätzung von Herrn Bachschneider beträgt die mittlere Lebensdauer dieser PSA bei ca. 10 Jahren für die freiw. Feuerwehr und ca. 4 bis 6 Jahre bei Verwendung bei der Berufsfeuerwehr. Diese Angaben sind natürlich stark schwankend und hängen auch von den Waschzyklen ab. Die maximale Gebrauchsdauer ist ca. 15 Jahre.
Aufgefallen ist mir die Veränderung (besonders die Farben), die es bei PSA in den letzten Jahren gab, und deshlab meine Frage, ob es so etwas wie „Mode“ bei PSA gibt. Das konnte mir Herr Bachschneider bestätigigen. In Hessen ist zwar per Erlass dunkelblau als Farbe vorgeschrieben, aber in anderen Bundesländern gibt es schon die „Hero-Funktion“. Und es gibt gewissen Neid, wenn die Nachbarwehr moderne Kleidung bekommt.
Künftig, so Bachschneider wird wohl der Feuerwehrhaltegurt in die Einsatzkleidung integriert werden, um nicht die Atmungsaktivität einzuschränken, was zwangsläufig beim Umschnallen des Gurtes passiert. Auf das Feuerwehrbeil braucht man nicht zu verzichten, dafür soll es künftig auch eine Lösung geben.
Bei der Fa. Heinrich Vorndamme (isotemp), empfing mich Herr Nils Brandes sehr freundlich.
Das Spitzenmodell heißt „Fire-Wolf“, ist auch nach Norm EN469 hergestellt und zeichnet sich durch einen besonderen Schnitt aus. Hier ist die individuellen Features und die Herstellung in Deutschland besonders zu erwähnen. Kunden bekommen für den Mehrpreis eine längere Haltbarkeit und besseren Schutz gegenüber den Standardmodellen. Auch Herr Brandes ist eher für weniger Reflexstreifen an Einsatzjacken für Brandbekämpfung, aber die Forderungen der Unfallkassen ist auch zu erfüllen.
Bei der Fa. Vorndamme geht man von Gebrauchsdauer für Einsatzkleidung von 10 bis 15 Jahren bei der FF und von 5 bis 10 Jahren bei der BF aus.
Die maximale Lebensdauer hängt im Einzelfall von Zustand ab und wird nicht in einer Zahl ausgedrückt. Moderne PSA hat Revisonsöffnungen, die dem Hersteller eine Prüfung ermöglicht.
Herr Brandes sieht auch Modetrends, allerdings geht das eindeutig hin zu mehr Schutz und damit mehr Sicherheit. Es wird immer mehr Know-How in Schutzkleidung investiert.
Weil der Name (Fire-Wolf) so schön passt, bekam ich von Nils Brandes 2 Patches und 2 gestickte Namenschilder geschenkt. Dafür herzlichen Dank!
Ein sehr interessantes Gespräch hatte ich mit Henning Hansen, dem Sales Director von Condor International Clothing aus Dänemark.
Er ist soetwas wie ein Pionier in Sachen Nomexschutzkleidung.
Herr Hansen wirkte wohl im Arbeitskreis zur Einführung der EN469 mit, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Condor stellt u. A. die Überbekleidung für die Feuerwehr Hannover her. Stärke von Condor liegt in der individuellen, auf Kundenwunsch zugeschnittene Einsatzkleidung. Hansen gibt 8 bis 10 Jahre und ca. 400 Waschzyklen als mittlere Gebrauchsdauer an.
Nach Farben und Modetrends gefragt, meint Henning Hansen grinsend: Wer BPI-Gold kauft hat ein „New-Yorker-Syndrom“ 🙂 Ich denke, er meint damit die Modekette…. Weitere Fragen konnte ich nicht stellen, Kunden wollten beraten werden.
Zunehmende Besucherzahl erschwerte mir, Zeit für Fragen bei den weiteren Bekleidungsherstellern zu bekommen, sodass ich es bei diesen Firmen belassen muß. Von einer Firma wurde ich recht schroff behandelt, als ich nach einem Interviewpartner fragte. Ich übergab meine Visitienkarte und stellte die meine Fragen nach der Messe per Mail. Leider kam keine Antwort. Verkaufen ist auch Pressearbeit , aber vlt. hatte der Mensch einfach einen schlechten Tag.
Mittags hörte ich noch einen sehr interessanten Vortrag von BOI Michael Storz von der BF München zum Thema „Facebook, twitter & Co.“ an. Herr Storz zeigte anschaulich, dass Soziale Netzwerke keine „Plage in der Gefahrenabwehr“ sein müssen, aber die Nutzung für Einsatzkräfte von BF und FF geregelt werden sollten, damit es nicht zu Problemen kommt. Gerade weil das Internet kein rechtsfreier Raum ist, bedarf es Absprachen, auch Verbote, wie mit Bildern von Einsatzstellen und die Weitergabe von Informationen zum Einsatzgeschehen umzugehen ist.
Erstmalig veranstaltete auf dem Off-Road Gelände die Firma Holmatro die Rescue-Experience. Eine hochwertige Lernveranstaltung zum Thema technische Hilfeleistung. Vier verscheidene Szenarien wie z.B. Rettung an PKW, Unterfahrunfall mit LKW und USAR galt es unter Anleitung von Ausbilden abzuarbeiten.
Leider durfte ich trotz Presseausweis und freundlichem Fragen beim Cheforganisator von Holmatro aus Sicherheitsgründen, auch nicht mit Begleitung, auf das Gelände. Das war nur wenigen ausgewählten Fotografen, die übrigens auch keine besondere Schutzausrüstung trugen, gestattet. Deswegen gibt es hiervon nur ein Foto und kein Bericht. Schade Holmatro, das können Eure Mitbewerber wesentlich besser!
Hier jetzt ein bebilderter Messerundgang durch die vielen Hallen:
Auch zum ersten Mal hat die Firma Dönges aus Remscheid ein ganzes Ausstellungszelt, um ihre große Produktpalette zu präsentieren. Ich hatte die Möglichekeit, an einem Presserundgang teilzunehmen, bei dem die besonderen Highlights vorgestellt wurden:
Es gab noch eine ganze Reihe weiterer Aktionen und Workshops, besonders auch im Bereich Rettungsdienst und Notfallmedizin. Aber an einem Tag lässt sich nicht alles erfassen.
Und da nach der RETTmobil auch vor der RETTmobil ist, freue ich mich jetzt schon aufs nächste Jahr. Die RETTmobil 2014 in Fulda vom 14. – 16. Mai 2014.